Sonntag, Oktober 08, 2006

#3 - Mittag

Ein Mittagessen ist ein Projekt, eindeutig. Viele Leute verstehen das nicht: Klarer Anfangszeitpunkt, eindeutiges Ende, festgelegtes Budget. Traktandenliste: Vorspeise (optional), Haupstspeise, Dessert (wieder optional). Begleitender Task: Getränk. Und ein Weizen ist genau das, was ich nach diesem Gespräch mit dem Schulleiter brauche. Meine Ansichten über Projektunterricht seien zu revolutionär (da hat er vieleicht nicht unrecht, ich bin meiner Zeit halt einfach ein wenig voraus). Er könne mir dieses Budget nicht gewähren und auch die verlangte Arbeitsstundenanzahl von 180 Stunden pro Student und Semster sei ausserhalb des möglichen Bereichs. Das wird sich bei der GV zeigen.

Das Fleisch schmeckt... naja, es pökelet, wie ich sage. Nicht nur, dass die Hauptspeise 3.8 Minuten hinter der Planung liegt, nein, es machen sich Qualitätsprobleme bei der Produktion bemerkbar. Die Serviertochter wird sich damit abfinden müssen, dass das Budget heute nicht überzogen werden kann. Aber ein hübsches Ding, diese Blonde. Schlank. Viel Holz vor der Hütte. Ich kann nur sagen, gute Sozialkompetenz die Kleine. An dieser Technikerschule wird einem ja schlecht von den vielen Typen.

Endlich habe ich mir eines dieser Gadgets gezogen, Sony Ericsson P910. Mit 256 MB Memory Stick, darauf hat fast ein Viertel meiner Word-Dokumente Platz! Als ich die Serviertochter mit der Rechnung aus dem Augenwinkel kommen sehe, ziehe ich das Teil schnell aus der Tasche und beginne, mit dem Miniaturstift darauf rumzutippen. "Das macht 18 Franken 20, der Herr...". Ich schaue von meinem Display auf und versuche, einen kurzen Moment lang irritiert auszusehen, lächle dann und sage: "Herr Lenz, Projektkoordinator ETH an der University of Applied Sciences in North Western of Switzerland!". Die Serviertochter grinst und meint: "Das macht 18 Franken 20, Herr Lenz". Vielleicht wird das ja mal was, denke ich, wedle lässig mit dem Zwänzgernötli und raune ihr zu, dass es so stimme. Ich glaube, sie ist dabei leicht errötet, aber vieleicht habe ich mir das eben auch nur eingebildet. Ich stehe auf und gehe.